Sohn 13 leidet unter Kontrollzwang

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evaadler
Beiträge: 4
Registriert: Mi 30. Dez 2020, 10:23

Sohn 13 leidet unter Kontrollzwang

Beitrag von evaadler »

Hallo zusammen, unser Sohn leidet seit Mitte Oktober unter Zwangsstörungen (Kontrolle über uns und Ritualabläufe). Es muss noch Bluttest, EKG und EEG gemacht werden um andere Sachen auszuschließen. Wir waren beim Kinderpsychiater und in der Kinderpsychiatrie, dort wird er voraussichtlich Mitte Februar stationär aufgenommen. Seine Angst (wovor auch immer) versucht er durch die Zwangsstörung zu kontrollieren. Wir möchten ihn so gern helfen. Unser Problem ist das er in der Zwangsphase nicht mit uns sprechen kann, er brummt, das versteht man nicht wirklich. Dann wird er apathisch bzw. fängt an ruckartig zu zappeln.
Wir hoffen, das hier jemand uns helfen kann, über eigene Erfahrungen berichten kann. Er hat noch keine Medikamente. Wir wissen das wir es nicht persönlich nehmen sollen. Wir sagen ihm auch, das wir nicht auf ihn böse sind.
Er hat nur noch wenige zwangsfreie Phasen. Wir brauchen Stunden um ihn aus dem Bett zu kriegen, weil er sich nur noch anziehen läßt, wir brauchen Stunden um ihn ins Bett zu kriegen (keine Hilfe von seiner Seite) alles hängt mit Ritualen zusammen. Er achtet darauf, wie wir stehen, sitzen, reden, Haare liegen, was nicht im seinen Sinne ist, macht ihn wütend, brummt, zappelt (keine Stürze) wird zeitweise apathisch. (kriegt aber alles mit) Wir wissen einfach nicht wie wir reagieren sollen. Es ist klar, das alles seine Zeit braucht. Wir sind um jeden Schritt froh, Problem ist auch, das wenn eine Zwangsphase wegfällt, sich eine andere zeitmäßig verdoppelt. Das kostet sehr viel Kraft. Wie können wir ihm helfen? NG EA und HA
Hermann1
Beiträge: 69
Registriert: Di 18. Dez 2018, 19:19

Re: Sohn 13 leidet unter Kontrollzwang

Beitrag von Hermann1 »

Guten Tag evaadler,

eigentlich ist Ihr Sohn im klassischen Alter für die Entwicklung solcher Zwangsstörungen. Ich selbst habe in dem Alter es am eigenen Leib (Seele) gespürt, dass etwas nicht mit mir stimmt. Das war 1961 !! Eine Zeit, in der man nicht einfach so problemlos zu einem verständnisvollen Arzt gehen konnte. So war ich völlig allein gestellt mit meinen Problemen, eine schreckliche Zeit. Medikamente habe ich mit Ausnahme des damals angeblich besten Mittels Contergan bekommen. Das machte eigentlich nur müde, aber die Zwangsstörungen (damals wußte man noch nichts von diesen Symptomen) waren nicht behoben. Meine schulischen Leistungen in der 7. Klasse Gymnasium fielen total zurück, auch weil ich mich selbst aufgegeben hatte. Konnte stundenlang im Wohnzimmer sitzen und nachdenken und meine Ruhe haben wollen - wie ein alter Mann. Wenn ich zur Schule fuhr, absolvierte ich zunächst einige Rituale und war dadurch schon geschafft. Kurzum, ich wechselte das Milieu (andere Schule) und die Zwänge ließen nach. Das scheint sich zunächst hoffnungsvoll anzuhören, jedoch mit meiner Ausbildung und der Entscheidung für eine Frau kamen diese Zwänge mit dem 23igsten Lebensjahr massiv zurück. Dennoch habe ich mich so gut ich es konnte immer wieder gefangen und ich konnte mein Leben relativ lebenswert akzeptieren (unter Begleitung von Lexotanil). Heute kenne ich die Hintergründe dieser Erkrankung und gehe damit wesentlich gelassener um (damals dachte ich, der Teufel säße in mir). Es ist eine Stoffwechselstörung im Frontstirnbereich, die medikamentös relativ gut behandelbar ist, die aber auch eine Verhaltenstherapie benötigt.
Ich denke, daß ein (nicht zu langer) Klinikaufenthalt Sinn macht, aber nur in der richtigen Klinik (Ärzte mit Fachkenntnissen der Zwangsstörungen !!!)(.

Kopf hoch und alles Gute !
evaadler
Beiträge: 4
Registriert: Mi 30. Dez 2020, 10:23

Re: Sohn 13 leidet unter Kontrollzwang

Beitrag von evaadler »

Hallo Herrmann1, danke für den Beitrag. Eine meiner ersten Gedanken war es, das ich froh bin, das die Ärzte heutzutage besser damit umgehen können als damals. Denn auch ich kenn familiär bedingt diese Zeit. Unwissenheit, Vertuschung, keine das Selbstbewußtsein unterstützende Hilfe woher auch immer. Es tut mir sehr leid für Sie, aber ich lese auch die Stärke, die Sie mittlerweile gewonnen haben. Das freut mich und gibt uns Hoffnung. Für uns sind die kleinsten Momente, wo er kommuniziert oder ein zufriedenes Gesicht macht die Allerschönsten. Was bei Ihnen das Wohnzimmer war,
ist für ihn das Bett, die Couch, der Esstischstuhl. Alles muss ein Ritual sein, Hygiene spielt gerade keine Rolle, wird demonstrativ verweigert. Es gibt auch jetzt Ärzte, wo man lange wartet bis eine Bewegung oder Kommunikation kommt. Kontrolle über uns ist ihm sehr wichtig, Wir merken auch das es ihm zeitweise sehr leid tut. Das ist gut zu wissen.
Auf das was da noch kommt.....NG EA
Anna2023
Beiträge: 7
Registriert: Sa 4. Nov 2023, 19:23

Re: Sohn 13 leidet unter Kontrollzwang

Beitrag von Anna2023 »

Hallo,
wie geht es Ihrem Sohn jetzt?
Hat ihm der Klinikaufenthalt geholfen?
Beste Grüße Anna
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