Anfängerin

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Königin
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Registriert: So 7. Mär 2021, 12:03

Anfängerin

Beitrag von Königin »

Hallo zusammen

Ich habe mich heute hier registriert und für mich ist die Thematik um Zwangserkrankungen noch ziemliches Neuland (nicht, dass ich noch nie davon gehört oder darüber gelesen hätte, aber ich weiss nur wenig darüber). Ich wende mich hierhin, weil ich Rat suche. Ich habe vor einigen Wochen einen wunderbaren Mann kennengelernt. Die Zeichen stehen schlecht - wir beide sind psychisch krank. Trotzdem mögen wir uns sehr und wollen uns weiter kennenlernen.
Er hat mir gesagt, dass er eine anankastische Persönlichkeitsstörung hat, was ich bisher noch nie gehört hatte. Natürlich habe ich mich sofort im Internet darüber schlau gemacht, was das alles bedeuten könnte. Selbstverständlich mit dem Bewusstsein, dass jede Krankheit sich individuell sehr unterschiedlich zeigen kann. Ich habe vieles gelesen, was herausfordernd klingt, anderes was mir Angst macht.
Unter anderen z.B.: Der Ausdruck von Zuneigung sei streng kontrolliert. Beziehungen blieben meistens formal oder steif. Sie könnten intolerant gegenüber emotionalem oder expressivem Verhalten sein.
Nun bin ich schon grundsätzlich der Typ, der IMMER Angst hat, etwas falsch zu machen (wie gesagt, auch psychisch beeinträchtigt). Dieses Wissen jedoch macht es mir noch viel schwerer, auf ihn zuzugehen. Darf ich einfach so seine Hand nehmen? Darf ihm mal übermütig entgegenspringen? Wie viel Humorvolles darf sein, wenn er wieder gerade so ernst schaut? Wenn er dann so ernst schaut, und ins nichts starrt... Darf ich ihn fragen, was in seinem Kopf gerade los ist? (Meistens lenkt er ab oder weicht der Antwort aus). Er sagt, dass er mich gerne hat, und Zeit lassen ist für mich auch grundsätzlich ok... Aber ich weiss nie genau, woran ich bin. Habe immer Angst, zu stören oder etwas zu ZERstören, was eigentlich noch gar nicht ganz da ist. Angst, ihm "zu schnell" zu nahe zu kommen.
Die täglichen Zwänge sind für mich bisher kaum spür-oder sichtbar. Entweder bei ihm nur schwach ausgeprägt oder aber er versteckt sie (noch) vor mir. Mit Herdplatte und Lichtschalter kontrollieren habe ich kein Problem. Ich habe wirklich viel Geduld, den Umgang mit jemand aussergewöhnlichen zu lernen, wenn ich weiss WIE oder worauf ich achten soll. Gewisse Dinge merke ich schon, z.B. dass es bei den Finanzen immer um grosse Sicherheit geht. Aber ich habe vor allem Angst, weil die Theorie sagt, diese Leute würden ausschliesslich arbeiten und hätten keine Zeit für ihre Partner. Oder eben, möglicherweise sei körperliche Nähe gar nicht möglich oder aber dann "unnatürlich" stark sexualisiert.
Ich habe so unendlich viele Ängste. Traue mich aber doch nicht richtig, sie in ihrer ganzen Vehemenz vor ihm offenzulegen, da ich ihn nicht noch mehr verunsichern oder gar in die Enge drängen möchte.

Hat jemand von euch schon Erfahrungen gemacht, mit jemandem dem die anankastische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde? Wenn ja, irgendwelche hilfreichen Tipps? Bücher für Angehörige?

Ich freue mich über jede noch so kleine Anregung. Bin nämlich gerade sehr ratlos... und habe ihn eigentlich sehr, sehr gerne.
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Antonia
Moderator
Beiträge: 173
Registriert: Di 20. Mär 2018, 21:40
Wohnort: Hamburg

Re: Anfängerin

Beitrag von Antonia »

Hallo "Königin"!

Erstmal herzlich willkommen hier bei uns im Forum.

Google und ähnliche Seiten sind Fluch und Segen zu gleich!
Man erhält viel Information, die aber auch gleichzeitig Angst machen

Wenn ich Du wäre, würde ich mich so geben wie ich bin!!!!
Erst mal ohne Vorbehalte gegen ihn und seine Störung.
Wenn Du Fragen hast, oder Ängste, dann hast Du immer das Recht, diese zu äußern.
Frage Deinen Freund was er mag, ihm gut tut und er sich von Dir wünscht.
Wenn Du spürst, dass Du mit dem Leben kannst, dann ist es okay.
Wenn Du es nicht kannst, dann lass Dich lieber nicht auf eine Beziehung ein.
Menschen die an einer anankastischen Störung leiden, sind davon überzeugt, dass ihr Verhalten, so schräg es auch sein mag, richtig ist und sich alles und jeder dem unterordnen muss.
Ob Du dem auf Dauer gewachsen bist, musst Du selbst entscheiden.

Alles Liebe,
Antonia.
Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich haben wollen. ;)
Königin
Beiträge: 2
Registriert: So 7. Mär 2021, 12:03

Re: Anfängerin

Beitrag von Königin »

Liebe Antonia

Danke für deine Antwort. Wir lernen uns immer besser kennen, haben schon Mal 2 Tage zusammen verbracht. Ich nehme bis jetzt keine speziell auffälligen Verhaltensweisen wahr. Ich spüre einfach, dass unsere Treffen meistens sehr distanziert verlaufen, also Körperabstand. Ist ist auch noch alles etwas steif, was sich ja ändern kenn, wenn man sich besser kennt. Aber ich merke, dass sehr wenig körperliche Nähe möglich ist. Ich mache kleine Versuche und frage dann, ob ich es ok war das zu tun, ob er das auch wolle. Er sagt dann, er will auch (z.B. küssen) aber trotzdem kommt keine Aktion in diese Richtung. Als er mir einmal im Spass einen Klaps auf den Po gegeben hat hatte ich grosse Freude und dachte, jetzt macht er auf. Ich weiss einfach nicht wie oder wie schnell ich ihm näher kommen kann / darf. Kennt jemand hier solche Probleme?
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