Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

fabian123
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Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von fabian123 »

Hi,
ich habe gerade das große Bedürfnis, mich hier mitzuteilen.
Aktuell hänge ich seit mehreren Tagen in einer art Kontroll-Zwangsschleife nach der anderen. Fast jeder Handgriff den ich mache, triggert mich. Ich gebe bisher zu 100% nicht nach, und kontrolliere nichts, auch wenn ich weiß, dass es mich kurz beruhigen würde, danach wird es ganz sicher nur noch schlimmer werden (ich habe einen sehr ausgeprägten Kontrollzwang).
Ich weiß, dass es nur meine Gedanken sind. Ich weiß, dass es vollkommen absurd ist. Ich weiß, wie und warum ich, mit großer Wahrscheinlichkeit, über lange Zeit meine Zwänge entwickelt habe. Aber seit Tagen bin ich voll im Stress wegen meinen Zwangsgedanken. Ich bin aktuell schon so unterwegs, dass ich absichtlich Dinge tun, welche mir eigentlich zwangsbedingt Angst machen , um zu merken, dass es halt meine Zwangsgedanken sind. In diesem ganzen Konvolut an Optionen, glaube ich, ist das ganz gut was ich gerade mache, aber allerdings ist die Sorge und Angst, „dass dann doch etwas von mir übersehen wurde“ immer größer, kennt das jemand von euch? Zum Erfolg das ich Stark bleibe wächst quasi aktuell proportional die Sorge.
Ich glaube ich muss da jetzt durch :shock: … ich gehe erst mal Sport machen, auch sogar das triggert mich gerade, aber das wird ;)

Alles Gute
Fabian
downtherabbithole
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Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo Fabian,

richtig toll wie du das durchziehst :).

Meinst du deine Kontrollzwangsorgen steigen obwohl du sie ignorierst, oder welche Sorge meinst du?
fabian123
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Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von fabian123 »

Hi, und danke für deine Antwort :)
downtherabbithole hat geschrieben: Sa 8. Okt 2022, 14:59 Meinst du deine Kontrollzwangsorgen steigen obwohl du sie ignorierst
Ja, so in etwa meine ich das. Um so länger ich meinen Zwangsgedanken nicht nachgebe, und nichts kontrolliere: Umso heftiger und beängstigender werden die Befürchtungen, welche meine Zwangsgedanken konstruieren. Ablenken geht auch nicht wirklich, es fällt mir auch extrem schwer mich auf was anderes aktuell zu konstruieren. Also mache ich so Sachen wie: Joggen, Spazieren oder schaue irgendwelche Serie, die ich kaum wahrnehme, und Folge für Folge an mir vorbei flimmern.
Aber ich möchte nicht mehr meine Kontrollen in mein Alltag so mit einbauen, um die Illusion einer kurzen Beruhigung zu haben.

Vorhin ist es dann aber leider passiert. Das ärgert mich, aber es war so unmittelbar fies: ich habe vorhin einen Zeitungsartikel gelesen. Darin war eine Überschrift, welche mich dann über Umwege so stark in Panik versetz hat, dass ich mich beim lesen uralter alter E-Mail wiederfand. Ich hatte mit dem kontrollieren begonnen, völlig panisch, weil die Zwangsgedanken auf einmal so extrem absurd, aber real beängstigend waren, dass ich es nicht mehr aushalten habe.
Aber ich habe mittlerweile mit meinen engsten Freunden ausgemacht, dass sie meine Zwänge/Ängste und Befürchtungen nicht verstehen müssen, aber das ich sie anrufe und einfach erzähle wenn es mir psychisch schlecht geht. Mir hilft das irgendwie mich schneller runter zu bringen. Ich rede auch mittlerweile eher darüber das es mir schlecht geht, und nicht vor was ich Angst habe. Das ist eine ganz interessante Entwicklung bei mir finde ich.

Ich habe mich dann kurz beruhigt. Aber ich spüre wie die Zwangsgedanken langsam wieder fieser werden. Das Spiel geht wieder von vorne los. Mal sehen wie lange ich es jetzt aushalte. Aber genau, zu meiner Frage: Um so länger ich meinen Zwangsgedanken nicht nachgebe, und nichts kontrolliere: Umso heftiger und beängstigender werden die Befürchtungen, welche meine Zwangsgedanken konstruieren. Ist das auch so bei dir?

Viele Grüße
Fabian
downtherabbithole
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Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von downtherabbithole »

fabian123 hat geschrieben: Sa 8. Okt 2022, 15:45 Ja, so in etwa meine ich das. Um so länger ich meinen Zwangsgedanken nicht nachgebe, und nichts kontrolliere: Umso heftiger und beängstigender werden die Befürchtungen, welche meine Zwangsgedanken konstruieren. Ablenken geht auch nicht wirklich, es fällt mir auch extrem schwer mich auf was anderes aktuell zu konstruieren. Also mache ich so Sachen wie: Joggen, Spazieren oder schaue irgendwelche Serie, die ich kaum wahrnehme, und Folge für Folge an mir vorbei flimmern.
Aber ich möchte nicht mehr meine Kontrollen in mein Alltag so mit einbauen, um die Illusion einer kurzen Beruhigung zu haben.
Verstehe, das ist genau die Befürchtung die ich habe, was passiert wenn ich meine Verkettungen durch Expos auflöse.
fabian123 hat geschrieben: Sa 8. Okt 2022, 15:45 Vorhin ist es dann aber leider passiert. Das ärgert mich, aber es war so unmittelbar fies: ich habe vorhin einen Zeitungsartikel gelesen. Darin war eine Überschrift, welche mich dann über Umwege so stark in Panik versetz hat, dass ich mich beim lesen uralter alter E-Mail wiederfand. Ich hatte mit dem kontrollieren begonnen, völlig panisch, weil die Zwangsgedanken auf einmal so extrem absurd, aber real beängstigend waren, dass ich es nicht mehr aushalten habe.
Ich finde du brauchst dich gar nicht ärgern, ich finde es so mutig wie du das durchziehst! Ausrutscher passieren, wir sollen ja auch gar so perfekt sein, wie wir das immer wollen :).
fabian123 hat geschrieben: Sa 8. Okt 2022, 15:45 Aber ich habe mittlerweile mit meinen engsten Freunden ausgemacht, dass sie meine Zwänge/Ängste und Befürchtungen nicht verstehen müssen, aber das ich sie anrufe und einfach erzähle wenn es mir psychisch schlecht geht. Mir hilft das irgendwie mich schneller runter zu bringen. Ich rede auch mittlerweile eher darüber das es mir schlecht geht, und nicht vor was ich Angst habe. Das ist eine ganz interessante Entwicklung bei mir finde ich.
Auch das klingt ziemlich gut und ist vielleicht auch eine gute Möglichkeit, sich nicht versehentlich Rückversicherungen einzuholen und sich nicht zuviel mit den genauen Gedanken zu beschäftigen. Das merke ich mir, vielleicht versuche ich das auch mal.
fabian123 hat geschrieben: Sa 8. Okt 2022, 15:45 Ich habe mich dann kurz beruhigt. Aber ich spüre wie die Zwangsgedanken langsam wieder fieser werden. Das Spiel geht wieder von vorne los. Mal sehen wie lange ich es jetzt aushalte. Aber genau, zu meiner Frage: Um so länger ich meinen Zwangsgedanken nicht nachgebe, und nichts kontrolliere: Umso heftiger und beängstigender werden die Befürchtungen, welche meine Zwangsgedanken konstruieren. Ist das auch so bei dir?
Jein. Ich kann das nicht so genau sagen, weil ich ja gar nicht so viele Expos mache wie du, nicht annährend. Ich habe es ansatzweise schon so erlebt aber eben im kleineren als bei dir. Dann ploppen auf einmal neue Sachen auf oder an Ecken, wo ich eigentlich gar nicht damit gerechnet hatte, weil es da vorher okay war, oder verschiedene Gedanken treten stärker auf. Deswegen ja auch meine Befürchtung, wie ich oben schrieb und das was mich auch mit daran hindert mehr Expos zu machen.
Ich kann mir vorstellen, dass das normal ist, weil der Zwang es jetzt an jeder Ecke versucht. Wir unterdrücken die Gedanken seit Jahren durch die Handlungen bzw wir beruhigen die Gedanken damit. Jetzt ist ja keine Beruhigung mehr da, die die Gedanken still legt. Zumindest stelle ich mir das so vor.
Aber ich kann mich auch nicht erinnern darüber mal was gelesen zu haben.
Jessi
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Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von Jessi »

Hey :)

Bei mir war es früher ja an der Tagesordnung, dass eine Expo meine Zwänge extremst verschlimmerte, sodass ich mich Ewigkeiten nicht mehr traute welche zu machen. Allerdings war genau das der Fehler und so wie du es jetzt beschreibst, du hast einfach keine Lust mehr dich von den Zwängen bestimmen zu lassen und hältst somit alles aus und gehst sogar noch weitere Expos ein um dem ein Ende zu bereiten, ist für mich kein Rückschritt, eher ein Fortschritt. Früher hattest du vermutlich auch keine Kraft zu sagen, dass die Gedanken so absurd sind und du den Inhalt derer einfach ausblenden und weitermachen würdest, oder? Da waren sie eher vereinnahmend und jetzt ziehst du dein Ding durch, das ist doch richtig gut. Ausrutscher und Rückschläge gehören auf dem Weg leider dazu aber das ist normal.
Auch die Idee mit den Telefonaten finde ich super, vor allem wenn es inhaltlich nicht spezifisch um die Zwänge geht, denn dadurch könnte man sich auch mehr triggern und in die Schleife ziehen als nötig.
Vielleicht könntest du mal ein Tagebuch versuchen um deine Gedanken aufzuschreiben und dich damit eine gewisse Zeit damit zu beschäftigen, ihnen anschließend aber eine Grenze aufzusetzen und sie zu ignorieren.

LG Jessi
fabian123
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Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von fabian123 »

Hi, danke euch für eure Antworten :)
eine Art Tagebuch zu führen ist eine schöne Idee. Ich habe das mal probiert, aber leider habe ich aus dem aufschreiben, was ich sehr gut fand, aber dann auch eine Zwanghafte Handlung gemacht. Ich erlegte mir selbständig Regeln auf, jeden Tag, am besten zur selben Zeit immer meinen Tag zusammen zufassen. Wenn ich dachte ich habe etwas „vergessen“ aufzuschreiben, wurde ich nervös. So ging es mir auch vor längerer Zeit mit meinem Kalender. Ich schrieb mir irgendwann jeden Handgriff auf, um ihn durch streichen zu können, um mich ein wenig besser fühlen zu dürfen. Aber mittlerweile habe ich mit meinem Terminkalender einen guten Umgang gelernt :D Vielleicht sollte ich daher es auch mit einem Tagebuch jetzt mal ausprobieren.

Mir viel gerade beim schreiben eigentlich ein ganz gutes und positives Beispiel von mir ein: Ich hatte zig Jahr Angst vor meinem Briefkasten, und dem was darin sein könnte. Mein Briefkasten war für meinen Zwang ein wichtiger Ort, um den ich unzählige Gedanken und Zwangshandlungen mir konstruierte.
Sogar wenn ich an ihm einfach nur vorbei lief, zitterte ich oft, fühlte mich unwohl und bekam schlimme Angst und Zwangsgedanken.
Ich ging immer von apokalyptischen Briefen aus, welche meine Existenz vernichten und alles ganz schlimm endet. Das Dinge eintreten, welche ich nicht beeinflussen kann, und die ganz schlimm sind usw.. Natürlich gab es dafür keinen realen Grund und ich bekam niemals eine schlimme Nachricht. Ich weiß gar nicht wann oder warum, aber ich habe schon seit Monaten keinen einzigen Gedanken an diesen Briefkasten verschwendet. Ich geh alle paar Tage da hin, schaue nach Post, lese sie, und habe nicht mehr einen Einziegen Zwangsgedanke dabei.
Wie gesagt, ich weiß gar nicht wie es dazu kam, das dieser Briefkasten keine Rolle in meinen Zwangs- und Kontrollzwängen mehr spielt.
Aber auch wenn es mir aktuell echt schlecht geht, habe ich ein wenig die Hoffnung, das was mit dem Briefkasten passierte, auch mit den Ängsten passieren kann, die ich aktuell habe.

Außerdem denke ich gerade darüber nach, wie viele schöne Dinge mir meine Zwangsstörung und Gedanken echt schon vermisst haben. Ich wollte z.B. diese Nachricht hier verfassen, und aktuell löst mein Laptop z.B. total absurde Zwangsgedanken und Ängste bei mir aus. Beim berühren meines Rechners geht meine Zwangsgedanken auf Kommando schon los. Jetzt wo ich das schreibe sind sie da. Aber wie gesagt, ich werde meine Zwangsvermutungen nicht bei irgendeiner Internet Suchmaschine suchen oder ähnliches "prüfen". Die Spirale nimmt dann ja logischerweise dann erst fahrt auf.
Und wie gesagt, ich halte mich vom „handeln“ aktuell größtenteils selbst ab, und die „Gedanken“ werden so fies, beängstigend und aggressiv. Es ist echt voll schwer sie zu ertragen. Anderseits denke ich mir aber: wenn ich meinen Kontrollzwang auslebe, dann geht es mir mindeste genauso schlecht wie jetzt, und aus meiner Erfahrung wird es dann noch schlimmer. Also denke ich mir: nee, ich mach das jetzt nicht, bringt nichts.

Mir ging es in den letzten Monaten auch ab und zu mal sehr oft sehr gut. Das sollte ich auch mal erwähnen. Ich bin aber seit ein paar Wochen so am kämpfen mit mir. Ich weiß auch was mich vermutlich so krass runter gezogen und verunsichert hat.
Ich habe auch keine Ahnung wie ich das sagen soll, auch klingt das irgendwie merkwürdig, aber ich habe jetzt erst so langsam das Gefühl meine Zwangsgedanken benennen und identifizieren zu können. Das heißt nicht das ich Angstfrei bin, und ich nicht durch sie gestresst bin. Auch weiß ich, dass ich schon lange mit einer Zwangsstörung durch die Welt gehe. Aber ich habe das Gefühl, dass ich jetzt erst so langsam es wahrnehme und vor allem annehme.
Weil es mir in den letzten Wochen immer schlechter ging, werde ich meine Gesprächstherapie bald auch wieder aufnehmen, wenn alles klappt. Aber das ist echt anstrengend aktuell.

Ich wünsche euch einen schönen Tag.

Alles Gute
Fabian
Billy28
Beiträge: 16
Registriert: Fr 3. Apr 2020, 12:32

Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von Billy28 »

fabian123 hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 16:13 Hi,
ich habe gerade das große Bedürfnis, mich hier mitzuteilen.
Aktuell hänge ich seit mehreren Tagen in einer art Kontroll-Zwangsschleife nach der anderen. Fast jeder Handgriff den ich mache, triggert mich. Ich gebe bisher zu 100% nicht nach, und kontrolliere nichts, auch wenn ich weiß, dass es mich kurz beruhigen würde, danach wird es ganz sicher nur noch schlimmer werden (ich habe einen sehr ausgeprägten Kontrollzwang).
Ich weiß, dass es nur meine Gedanken sind. Ich weiß, dass es vollkommen absurd ist. Ich weiß, wie und warum ich, mit großer Wahrscheinlichkeit, über lange Zeit meine Zwänge entwickelt habe. Aber seit Tagen bin ich voll im Stress wegen meinen Zwangsgedanken. Ich bin aktuell schon so unterwegs, dass ich absichtlich Dinge tun, welche mir eigentlich zwangsbedingt Angst machen , um zu merken, dass es halt meine Zwangsgedanken sind. In diesem ganzen Konvolut an Optionen, glaube ich, ist das ganz gut was ich gerade mache, aber allerdings ist die Sorge und Angst, „dass dann doch etwas von mir übersehen wurde“ immer größer, kennt das jemand von euch? Zum Erfolg das ich Stark bleibe wächst quasi aktuell proportional die Sorge.
Ich glaube ich muss da jetzt durch :shock: … ich gehe erst mal Sport machen, auch sogar das triggert mich gerade, aber das wird ;)

Alles Gute
Fabian
Hey Fabian,

Das klingt gerade bei dir nach einer akuten Zwangsphase, der du dich aber entschieden entgegenstellst. Finde das mega stark, dass du versuchst, dem Zwang zu widerstehen und Dinge absichtlich zu tun.
Ich bin momentan leider auch in einer Phase, in der mich ständig was neues triggert. Im Alltag tue ich einige Dinge trotzdem, andere vermeide ich. Und zwar die, die zu viel Angst und weitere Zwangsgedanken auslösen würden. Ich habe oft schon daran gedacht, wie es wäre, wenn ich den Zwang ignorieren würde und einfach alles wie "vorher" machen würde, als es noch nicht so schlimm und akut war. Aber ich weiß einfach, dass wenn ich ihn ignorieren würde, erstmal sehr unangenehme Gedanken oder Gefühle kommen, die mitunter Tage anhalten oder auch längere Zeit immer wieder hochkommen. Und dafür fehlt mir leider gerade die Kraft. Aber genau das wäre wohl der Weg, um da irgendwie wieder rauszukommen. Ein Beispiel, um es anschaulicher zu machen:
Ich habe so eine Art Reinigungszwang bzw die Angst, irgendwie Dreck, Ekel, Schmutz, Viren auf andere zu übertragen, ganz grob gesagt. Freunde in der Wohnung treffen fällt mir mittlerweile sehr schwer. Dinge anfassen, die andere anfassen auch schwer. Und für andere kochen natürlich Endstufe! Wenn ich es doch tue und dann nicht achtsam war (laut Zwang) zb eine doch (laut Zwang) verschmutzte Hose in der Wohnung einer Freundin getragen habe (ist so schonmal vorgekommen), dann lässt mich das teilweise tagelang nicht los. Ich hab der Freundin gegenüber dann so ein schlechtes Gewissen, als hätte ich sonst was getan. Ich weiß einerseits, dass es übertrieben ist. Andererseits finde ich auch immer Argumente dafür, dass die Hose ja doch vielleicht dreckig war und das jetzt falsch war sie zu tragen. Ich will mir dann immer Rückversicherung bei den jeweiligen Menschen holen, in dem ich alles beichte. Aber ich weiß, bei manchen Details die ich dann benennen würde.... also was für Schmutz da evtl dran sein könnte. Wird es echt merkwürdig und dann ggf wirklich eklig, weil das natürlich Bilder im Kopf der anderen Person erzeugt und die vielleicht sagen würde "jaa stimmt, ist eklig." Das liegt daran, dass niemand diese Details wissen will und man normalerweise nicht drüber nachdenkt und damit lebt, dass tausende Partikel an Kleidung kleben... Außerdem schäme ich mich natürlich für meinen detaillierten Blick für Schmutz und Ekliges. Früher hab ich auch nicht drüber nachgedacht. Jetzt fällt mir alles auf. Jedenfalls beichte ich meine Gedanken bzw Sorgen und Befürchtungen dann meist doch nicht. Und Rückversicherung holen ist ja auch nur wieder Teil der Störung. Ich weiß nicht, ob du noch folgen kannst :D es ist auf jeden Fall ein Teufelskreis. Wenn ich die angstauslösenden Dinge also einfach mache und den Zwang ignoriere, fängt genau diese Diskussion in meinem Kopf an, Angst, schlechtes Gewissen, Einsamkeit, Unruhe... aber es gibt wohl nur den Weg da durch!

Mir fällt da so eine Zeile aus dem Kinderspiel "Bärenjagd" ein:

"Wir können nicht drunter, wir können nicht drüber, wir müssen MITTENDURCH!"

Ablenkung durch Sport ist wirklich hilfreich. Da erlebe ich auch manchmal Stunden, in denen der Zwang verschwindet. Und da bin ich dankbar für!

Also bleib stark und lass dir sagen: Es ist nur der Zwang, der da schreit! Du machst nichts falsch, wenn du nicht kontrollierst!
fabian123
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Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von fabian123 »

Hi,
Dank dir für deine Nachricht. Der Satz, hat mich vorhin echt positiv motiviert:
Billy28 hat geschrieben: Mo 10. Okt 2022, 11:50 Es ist nur der Zwang, der da schreit! Du machst nichts falsch, wenn du nicht kontrollierst!
Das ist echt gut, und bringt es ziemlich gut auf den Punkt finde ich.

Außerdem konnte ich dir ziemlich gut, bei deiner Ausführung folgen. und du beschreibst es ja total nachvollziehbar, aus meiner Perspektive kann ich das auch sehr nachvollziehen:
Billy28 hat geschrieben: Mo 10. Okt 2022, 11:50 Und Rückversicherung holen ist ja auch nur wieder Teil der Störung. Ich weiß nicht, ob du noch folgen kannst es ist auf jeden Fall ein Teufelskreis.
Ich habe bei mir gemerkt, wie die kleinste Rückversicherung schlußendlich sinnbildlich gesprochen, meistens meine Zwangsgedanken wie eine Lawine so richtig in fahrt kommen läßt. Zwar „denke“ ich und „fühle“ ich ein kurzes Gefühl von Sicherheit nach dem kontrollieren, und dann geht es bei mir immer richtig leider los.

Das ist leider vorhin dann auch passiert :(
Die Zwangsgedanken wurden so schlimm bei mir, dass ich eine Kleinigkeit dann doch kontrolliert habe. Im End Effekt hat mir dann meine Zwangsstörung Ängste konstruiert, anhand von Erinnerungen welche über 10/15 Jahre her sind. Das ist total absurd. Aber ich bin im Panik-Modus. Ich war sogar kurz davor auch alte Backups raus zu suchen, um irgendwelche E-Mails von früher zu lesen, um mich zu vergewissern das alles „gut“ ist, oder was nicht stimmte. Das ist alles natürlich alles nur meine Zwangsstörung. Aber selbst jetzt wo ich das schreibe kommt natürlich der Gedanke: Aber was wenn ich mich täusche :shock:
Ich hab nur die Option das es morgen wieder besser wird, und das ich weiter mache. Es ist aber echt heftig gerade, ich habe mich vorhin beim Joggen über ca. 80 Minuten eigentlich total verausgabt. Aber beim Joggen habe ich auch schon Zwangsgedanken bekommen. Ich bin gerade echt voll im Modus :(
Ich müsste eigentlich müde sein und schlafen gehen. Aber durch die Zwänge und Panikattacken die damit einhergehen, bin ich natürlich wach aktuell.
Was ist so fies finde ist, das meine Zwangsgedanken so lange schreien, bis es für mich sich echt so real stellenweise anfühlt, dass es um so schlimmer ist. Wobei ich natürlich weiß das akut mich nichts gefährdet. Aber diese Angst ist einfach so fies.
Aber, ich werde weiter daran zu arbeiten. Ich bin mir sicher das ich das schaffe :)

Ich wünsche euch alles gute.
Fabian
fabian123
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Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von fabian123 »

Hi,
Meine Zwangsgedanken haben ein echt heftiges maß an Intensität aktuell aufgenommen. Ich möchte mich daher auch mitteilen.
Es ist leider so schlimm geworden, dass ich dem Druck vermehrt nachgeben habe. Nun kontrolliere ich stellenweise Absurde Dinge, welche definitiv Konstruktionen meiner Zwangsgedanken sind. Und natürlich wird es jedes mal ein wenig schlimmer bei mir dabei.
Ich bin froh das ich zeitnah bei meinem Therapeut und Psychiater, Termine vereinbaren konnte. Ich will auch nicht das es perspektivisch noch schlimmer wird, wobei der akute Zustand schon echt lästig und belastend ist. Heute Nacht z.B. bin ich tatsächlich mehrfach ängstlich aufgewacht, definitiv zu hundert Prozent von meinen Zwangsgedanken. Es ist eine Mischung aus Aggressiven Zwangsgedanken und einem Kontrollzwang aktuell, welcher sich wirklich auf jedes Thema bei mir stürzen kann. Diese Kombination von Gedanken und Gefühlen ist echt mies und gemein. Das ist so heftig, dass ich quasi jeden Stein in meiner Erinnerung umdrehe, auf der Suche nach Dingen, welche mich beunruhigen. Natürlich gibt es immer mal Dinge, an die ich mich nicht komplett erinnern kann, weil sie 10 bis 15 Jahren in der Vergangenheit zurück liegen. Meine Zwangsstörung versucht mich dann dazu Dinge zu prüfen, oder E-Mails zur „Absicherung und Prüfung“ zu schreiben, wo aber zum Glück mein Verstand einsetzt und sagt: Alter, das ist wirklich krass merkwürdig wenn du das tust“. Wenn ich mir dann überlege wie absurd das wäre nach stellenweise über 10 Jahren, jemanden meine Zwangsbefürchtungen per Mail zu formulieren, für eine Sache, welche schon längst abgeschlossen ist, muss ich zum Glück auch kurz schmunzeln, weil es einfach mehr als schräg ist.

Aber ich komme aus dem Gefühl nicht raus aktuell, dass was schlimmes passieren wird. Und das wird fast unerträglich schlimm zur Zeit.

Heute Nacht, während dem panischen kontrollieren von Dingen, kam mir die Idee, jeweils einem Satz für meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen zu fassen und aufzuschreiben. Ich nahm mir ein Stift und schrieb auf:
Meine Vergangenheit: War furchtbar, lieblos, einsam, beängstigend, unstrukturiert und überwiegend von unzähligen Traumata und furchtbaren Ereignissen geprägt, welche definitiv Grund für dein Zustand heute sind.
Meine Gegenwart: Ein super stabiles, sicheres und abwechslungsreiches Leben, mit liebevollen Freunden, Partnerin und positiven Rahmenbedingungen, was ich mir trotz meiner Vergangenheit aufgebaut habe, auf was ich eigentlich stolz sein sollte (gerade wenn ich meine persönliche Geschichte, Herkunft bzw. Vergangenheit realistisch betrachtet).
Meine Zukunft: Kann eigentlich nur noch besser werden. Weil es auch keinen Grund gibt, besorgt zu sein.

Ich konnte danach zum Glück einschlafen und bin jetzt etwas müde, aber konnte noch ein paar Stunden schlafen. Aber selbst beim schreiben dieser Nachricht, kommen mir immer wieder Zwangsgedanken in den Sinn, die direkt Panik in mir auslösen. Erstaunlicher weise kommen sie eigentlich immer dann, wenn ich etwas wirklich positives denke und artikuliere.

Mal sehen, was der Tag mit sich bringt.

Alles Gute
Fabian
Termicas
Beiträge: 56
Registriert: Do 15. Sep 2022, 20:34

Re: Zwangsgedanken - mein Widerstand dagegen bisher

Beitrag von Termicas »

Hallo Fabian

fühle gerade sehr mit dir.
Bei mir sind in den letzten Wochen viele Zwangsgedanken und damit zusammenhäöngend Zwangshandlungen stark gewachsen.
Durch meine Therapie entdecke ich gerade einige Zwänge, denen ich bisher einfach nachgegeben habe.

Der Großteil meiner Zwänge sind im Kopf.
Das Problem ist dass wenn ich denen nachgebe sie destruktiv sind und wenn ich es nicht tue Zwangshandlungen stärker werden. Sozusagen als Ventil.
Ich höre gerade "Tyrannen im Kopf" und finde die Ansätze gut und sehr nachvollziehbar. Gerade der Bouncebackeffekt. Also je mehr Energie ich reinstecke sie zu verdrängen oder mich zu beruhigen umso härter kommen sie zurück.

Bei mir ist alles mit Kontrolle sowohl im Kopf als auch bei Handlungen verknüpft. In meiner Therapie bin ich ein paar Situationen durchgegangen und habe gemerkt das ich instinktiv nahezu alles kontrolliere (möchte). Auch dinge die nicht kontrollierbar sind. "Wird meine Frau mich für immer lieben (wenn ich alles richtig mache), werde ich irgendwann so sehr mit meinen Zwängen abdrehen dass ich sie verjage?"

Auch bei dem Thema mit dem Alte nachrihcten nach der EINEN WICHTIGEN SACHE zu durchsuchen kann ich absolut nachvollziehen.
Es tut zumindest mir gut dass es mir nicht alleine so geht.

Seit ich mich damit beschäftige wie das besser werden kann nehme ich diese Zwänge auch mehr war und belasten mich manchmal noch mehr.
Aber ich weiß wenn ich denen Nachgebe wird es nur schwieriger.
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