Angst vor mir selbst

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Mia_n
Beiträge: 2
Registriert: Mi 21. Dez 2022, 21:44

Angst vor mir selbst

Beitrag von Mia_n »

Hallo,
Ich bin Mia und ich leide unter aggressiven zwangsgedanken.
Bis vor einigen Tagen, gingen sie nur gegen bestimmte Personen. Doch seid dem letzten Wochenende, wenden sie sich auch gegen neue Personen. Das macht mir richtig Angst.
Ich habe so Angst, dass ich doch was tue und es dann hinterher nicht mehr weiß.
Kennt das noch jemand?
Vg
Mia
Termicas
Beiträge: 56
Registriert: Do 15. Sep 2022, 20:34

Re: Angst vor mir selbst

Beitrag von Termicas »

Bei mir treten bestimmte Zwänge immer in bestimmten Phasen auf und verändern sich. Ich kann dir auch nur beschreiben wie es bei mir ist aber vielleicht hilft es dir ?

Ich kenne das was du beschreibst zum Glück nur in abgemilderter Form. Als mein Kind sehr klein war hatte ich sehr große Angst ich könnte es schütteln weil es so viel schrie. Ich hatte es Manchmal bildlich vor Augen. Und das obwohl ich es über alles liebe. Ich hätte lieber mein Leben gegeben als es nur einmal zu schütteln, trotzdem hatte ich diese Angst. Habe dann teilweise angefangen die nähe des kleinen zu meiden damit es in Sicherheit war.
Natürlich habe ich es nie getan, nicht mal ansatzweise.

Dann eine Phaselang hatte ich panische Angst meiner Frau fremdzugehen und obwohl es viele Gelegenheiten mit für mich attraktiven Frauen gegeben hatte, hatte ich es nie getan.

Zwangsgedanken können schon sehr fies sein. Aber auf der anderen Seite treffen sie uns immer genau da was wir gerade nicht sind. Wenn ich die Angst vor mir habe die Kontorllezu verlieren und meiner Frau fremdzugehen heißt es letztendlich nichts anderes als das sie mir sehr wichtig ist.

Das Problem ist aber dass dich das nicht beruhigen wird oder zumindest nicht für lange :-) Es gibt ja immer ein "Aber wenn"
Hast du denn eine Therapeutische Begleitung?
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SHG
Beiträge: 309
Registriert: Do 5. Dez 2019, 19:40
Wohnort: Linz

Re: Angst vor mir selbst

Beitrag von SHG »

Hi Mia!
Das klingt schon recht typisch nach einer Zwangssymptomatik und das wirst du ja schon selbst vermuten, da du den weg hier ins Forum gefunden hast. Ich meine es zahlt sich für dich aus, wenn du dich über Zwangsstörungen noch mehr informierst bzw. eine Therapie machst, damit die Belastung für dich wieder weniger wird. Viel Erfolg dabei! Glaub nicht alles was du denkst!

Bei mir persönlich flackern so aggressive Gedanken schon auch ab und an auf - eher dann wenn ich gestresst oder überfordert bin. Ich „bezwängel“ das aber nicht. Wenn ich mir wieder mehr Ruhe oder Zeit für mir Angenehmes gönne kommen sie dann wieder kaum mehr vor.
Mia_n
Beiträge: 2
Registriert: Mi 21. Dez 2022, 21:44

Re: Angst vor mir selbst

Beitrag von Mia_n »

Danke für eure Antworten.
Ich versuche mir im Moment immer wieder einzureden: „Denekn ist nicht tun“ das hilft mir Phasen weise.
An eine Therapie habe ich tatsächlich noch gar nicht gedacht. Aber vielleicht sollte ich das in Erwägung ziehen, denn es macht mich wahnsinnig.
Ich habe mal gelesen, das sich Zwänge immer gegen das oder die richten, die wir sehr lieben. Stimmt das?
Ich versuche nur das alles ein wenig besser zu verstehen
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Angst vor mir selbst

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo,

zu deiner Frage, ich denke es ist etwas komplexer.
Genauso wie die Aussage, dass Zwänge immer ein Thema treffen, dass einem besonders wichtig ist (insofern, dass man hier auf keinen Fall Schaden zulassen will).

Zwänge können sich auch auf vollkommen fremde Personen stürzen oder einen selber beschützen. Es gibt Zwänge die entsehen rein auf der Grundlage von Gefühlen und betreffen dabei kein bestimmtes Thema. Es gibt Zwänge die enstehen durch Traumata (kenne ich selber jemand, da war dann auch klar warum das Thema genau das Thema war). Manche Zwänge (vielleicht aber sogar alle) können etwas damit zu tun haben, dass man an der Stelle sehr hohe moralische Werte hat (Beispiel Beziehung) und Angst hat diese zu verletzen. Ich würde generell sogar eher sagen, dass es Themen sind, vor denen man besonders große Angst hat, das passt vielleicht besser auf viele Zwänge und deswegen sind sie einem in irgendeiner Form wichtig. Dabei kann es natürlich Leute und Dinge treffen, die wir besonders lieben.

Insofern finde ich die Aussagen die da häufig getroffen werden zu plakativ. Kann auch einfach sein, dass durch verschiedene Zufälle und Umstände genau die Dinge die man am meisten liebt betroffen sind. Ich vermute, Therapeuten sagen so etwas, um den Patienten zu helfen, aber einige Leute (wie ich) werden sich davon nicht abgeholt fühlen und sich fragen, warum ihre Zwänge so anders sind. Auch frage ich mich, ob das nicht eher eine Form der Beruhigung ist und deswegen zu einer mentalen Zwangshandlung führt. :?

Ich kann dir auch nur ans Herz legen dir einen Therapeuten zu suchen, dauert momentan sowieso so lange, dass du noch genug Zeit hast auch selbst daran zu arbeiten. :)
Juvo
Beiträge: 16
Registriert: Sa 2. Jan 2021, 11:20

Re: Angst vor mir selbst

Beitrag von Juvo »

Mia_n hat geschrieben: Do 22. Dez 2022, 19:10 Ich habe mal gelesen, das sich Zwänge immer gegen das oder die richten, die wir sehr lieben. Stimmt das?
Zumindest kommt das einem so vor. Vielleicht, weil eine Zwangserkrankung aber sehr schnell ausufernd werden kann und dann alles in Deinem Leben betrifft, also auch Dinge oder Personen, die Du magst. Ist jetzt aber nur meine persönliche Erfahrung.
Grundsätzlich würde ich mich so schnell wie möglich um professionelle Unterstützung kümmern. Je eher, je besser. Auch persönliche Erfahrung :( .

Trotz allem, schöne Feiertage für Dich und alle anderen.
Termicas
Beiträge: 56
Registriert: Do 15. Sep 2022, 20:34

Re: Angst vor mir selbst

Beitrag von Termicas »

Mir helfen am meisten Gespräche mit Therapeuten die die Thematik kennen. Das hilft mir alles besser einzuordnen.

Generell ist es bei mir so:
Die Gedanken gehen immer um etwas, das mir Angst macht.

Bei Menschen die mir wichtig sind, habe ich angst dass ihnen etwas passiert, noch schlimmer dass ihnen was wegen eines Fehlers oder Tuns von mir passieren könnte. Trockner brennt ab, Tür ist offen jemand wird entführt, Fehler auf der Arbeit und jemand oder die Arbeit kommt zu schaden....
Deswegen macht mir so ein aufblitzender Gedanke dann Riesen-Angst.

Wenn ich mir immer wieder sage "ich tue das nicht, mir passiert das nicht" beruhige ich mich damit, aber was ich merke ist dass jede Art von Beruhigung nur dazu beiträgt dass der Gedanke lauter wieder kommt. Zu Jeder Beruhigung kommt ja immer ein "Aber wenn.." Die ultimative Sicherheit kann man meines Glaubens nach nie finden.

In meinem Fall ist es das effektivste irgendwie nur zu akzeptieren dass ich diese Sorge habe. Ich versuche sie stehen zu lassen, sie zu akzeptieren und sie da sein lassen zu dürfen.
Das ist jetzt einfach mal meine Sorge (ganz wertfrei)
Das habe ich aus dem "Tyrannen im Kopf" Buch mitgenommen und zumindest bei mir ist es die einzige Strategie die wirklich hilft.
Gedanklich habe ich das Bild, wie ich aufhöre einen Mückenstich zu kratzen und einfach akzeptiere dass er juckt.

Wenn ich mich einige Male nicht mit etwas beruhige (Türen Kontrollieren, Gespräche immer wieder durchsimulieren, Worst Case Szenarien ausmalen, mir über die Kopfebene selbst erklären, dass das nur Zwangsgedanken sind) werden die Gedanken bei mir seltener, leiser und vor allem weniger belastend.
Meine "Warnsensoren" springen nicht mehr so stark an. Wenn ich mich aber mit etwas beruhige "Das sind nur Zwangsgedanken" oder Türen kontrolliere, startet wieder die Spriale. Der Gedanke wieder häufiger und ich mach wieder schneller fast unmerklich Beruhigungen und die Häufigkeit und Belastung nimmt stetig zu. usw...
ocdopus
Beiträge: 19
Registriert: So 12. Jan 2020, 20:31

Re: Angst vor mir selbst

Beitrag von ocdopus »

Ich denke, mit dem letzten Abschnitt beschreibst Du sehr treffend das Wesen des Zwangs und wie er bekämpft werden kann. Das ist ja eigentlich genau der Ansatz der Verhaltenstherapien. Wenn Du dies schon so gut verinnerlicht hast, bist Du in meinen Augen schon einen großen Schritt weiter gekommen!
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