Etwas Positives über den Umgang mit meiner Zwangsstörung

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fabian123
Beiträge: 137
Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Etwas Positives über den Umgang mit meiner Zwangsstörung

Beitrag von fabian123 »

Hallo zusammen,
Ich hoffe ihr seit alle gut ins neue Jahr gekommen. Ich wünsche euch allen das beste :)

Ich wollte einfach mal mitteilen, das ich für mich beim betrachten der letzten Jahre positiv festgestellt habe, dass es in kleinen aber immerhin kontinuierlich Schritten bei mir besser wird. Ich führe kaum noch Zwangshandlungen in Bezug auf meine Kontrollzwänge wirklich aus. Ich fahre mittlerweile sogar schon ab und an wieder alleine mit dem Auto. Es sind meist sehr kurze Strecken, aber das ist mir erst mal egal. Für mich ist es wirklich großartig ganz alleine zum Auto zu gehen, auszuparken, zu fahren, anzukommen, zu parken und mich vom Wagen zu entfernen, ohne in Panik irgendwelche Zwangshandlungen zu vollziehen.
Auch habe ich durch meine wieder regelmäßig stattfinden Gesprächstherapie ganz krass bei mir bemerkt, dass ich wirklich noch immer sehr überfordert wegen unzähliger Traumata eigentlich bin. Ich tue mir auch immer noch eigentlich schwer damit, zu akzeptieren, das mein Alltag in großen Teilen, über viele Jahre mit und durch Zwangshandlungen aufgebaut war, ohne das ich diese als solche wahrgenommen oder empfunden habe. Nun komme ich vereinzelt in Situationen, in denen ich glaube, mich und die Welt wahrzunehmen ohne Ängste oder Zwänge. Ich werde in diesen Situationen eigentlich meistens einfach unfassbar müde und traurig. Ich spüre dann wie immens anstrengend es ist, die Welt mit meinen Kontrollzwängen wahrzunehmen, und merke wie erschöpft ich eigentlich bin.
Ich habe ja anfange geschrieben das ich kaum bis keine „Kontrollen“ mehr ausführe. Aber gedanklich kommen sie immer mal wieder. Mal weniger, mal mehr. Ich habe für mich begonnen, soweit mir möglich und auch auszuhalten, Dinge zu tun, welche mir eigentlich wegen meines Kontrollzwang schwer fallen würden. Ein Beispiel: Ich gehe einkaufen. Dabei fällt eine leere Stofftrage-Tasche aus dem Einkaufswagen auf den Boden. Ich hebe sie auf. 2 Meter weiter liegt ein kleines Stück Papier auf dem Boden. Ich denke mir: ist das von dir? Ist da was wichtiges drauf? Nach meiner Deutung aller logischen physikalischen Gesetze, kann das Papier weder von mir, noch aus der Tasche gefallen sein. Ich spüre aber wie die Angst und Zwangsgedanken hoch kommen. In solchen Momenten, in den ich das Stück Papier kontrollieren will, um zu sehen ob es von mir ist, was aber nicht sein kann, gebe ich dem Zwang nicht nach. Ganz im Gegenteil, ich gehe nach dem Einkaufen z.B. direkt an den nächsten Mülleimer und werfe einfach meine Einkaufsliste weg. Auf die konstruiere Zwangs-Gefahr wie „vielleicht stand da noch was wichtiges auf dem Einkaufszettel, oder dem Stück Papier auf dem Boden vorhin“, werfe ich ihn einfach weg, und geh weiter. Ich führe quasi alleine Handlungen aus, in denen ich getriggert bin. Ich halte das mittlerweile gut aus, und die Zwangsgedanken gehen dann meist sehr schnell bei mir weg.
Auch merke ich, dass meine Zwangsgedanken sehr fies und schwer werden, wenn ich eigentlich traurig, wütend oder einfach überfordert bin. Ich mache mir auch persönlich keinen Druck oder Stress. Das ist mir wichtig. Ich versuche irgendwie meinen Blick auf mich und die Welt langsam etwas aus der sehr Zwangs- orientierten Perspektive heraus zu lenken. Mal sehen, bisher ist es oft anstrengend, aber auch oftmals sehr erleichternd.

Na ja, dass wollte ich euch mitteilen.

Ich wünsche euch alles gute.
Fabian
Hermann1
Beiträge: 69
Registriert: Di 18. Dez 2018, 19:19

Re: Etwas Positives über den Umgang mit meiner Zwangsstörung

Beitrag von Hermann1 »

Hallo Fabian,

das ist zum Beginn des neuen Jahres einmal eine schöne Darstellung deines Befindens. Hoffentlich geht es weiter bergauf, wie der Begriff schon sagt, manchmal beschwerlich aber mit Zuversicht der Besserung entgegen.

Viele Grüße Hermann
PetraPetra
Beiträge: 57
Registriert: Mi 22. Jun 2022, 01:27

Re: Etwas Positives über den Umgang mit meiner Zwangsstörung

Beitrag von PetraPetra »

Hallo Fabian, schön das du uns an dieser positiven Umgang teil haben lässt.

Danke
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Etwas Positives über den Umgang mit meiner Zwangsstörung

Beitrag von michael_m »

Auch von mir danke - und Respekt vor deiner Leistung! :)
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