Hii,
es ist ja oft so dass man bei einem Zwang seiner Wahrnehmung nicht traut und deshalb Dinge mehrmals wiederholt. Bei mir ist es zum Beispiel so dass ich zB zuerst meine rechte Hand wasche und dann meine linke und mir dann nicht sicher bin ob ich die rechte wirklich gewaschen habe und das dann mit beiden händen immer hin und her geht. Obwohl ich genau sehe was ich tue, traue ich einfach meiner Wahrnehmung nicht und dann steh ich da und starre etwas an bis ich mir sicher bin dass alles passt. Weiß da jemand genaueres darüber und was da vielleicht hilfreich wäre?
Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Re: Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Das Problem bei uns Zwangserkrankten ist, dass wir bei automatisch ablaufenden Routinehandlungen, über die man nicht bewusst nachdenken muss (Händewaschen, Licht ausschalten, etc.), auf das Gefühl warten, es sei nun alles in Ordnung. Um dieses Gefühl der absoluten Sicherheit zu erlangen, führen wir auch Routinehandlung, die eigentlich automatisiert ablaufen, ganz bewusst durch, was dann zu diesem Starren z.B. auf Schalter oder dem ständigen Wiederholen der Handlung führt.
Ich habe mal von einem Test gelesen, bei dem gesunde Menschen ohne Zwangserkrankung für mehrere Minuten bewusst auf einen auf "aus" stehenden Schalter schauen sollten. Selbst diese Menschen haben dann gewisse Zweifel an ihrer Wahrnehmung bekommen.
Ich versuche, bei Routinehandlungen nicht auf den Eintritt des "richtigen" Gefühls zu warten und das Starren und Wiederholen zu unterlassen oder wenigstens zu reduzieren. Dadurch entstehen natürlich Unsicherheit und Zweifel ("Habe ich mir wirklich die Hände gewaschen, ...das Licht ausgeschaltet, etc?"). Das halte ich aber leichter aus, indem ich mir vor Augen führe, dass das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung immer mehr schwinden wird, wenn ich das Starren bzw. Wiederholen bei Routinehandlungen fortsetze.
Ich habe mal von einem Test gelesen, bei dem gesunde Menschen ohne Zwangserkrankung für mehrere Minuten bewusst auf einen auf "aus" stehenden Schalter schauen sollten. Selbst diese Menschen haben dann gewisse Zweifel an ihrer Wahrnehmung bekommen.
Ich versuche, bei Routinehandlungen nicht auf den Eintritt des "richtigen" Gefühls zu warten und das Starren und Wiederholen zu unterlassen oder wenigstens zu reduzieren. Dadurch entstehen natürlich Unsicherheit und Zweifel ("Habe ich mir wirklich die Hände gewaschen, ...das Licht ausgeschaltet, etc?"). Das halte ich aber leichter aus, indem ich mir vor Augen führe, dass das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung immer mehr schwinden wird, wenn ich das Starren bzw. Wiederholen bei Routinehandlungen fortsetze.
Re: Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Sehr schön beschrieben, Alex!
Man liest oft auch vom "Unvollständigkeitsgefühl": Man merkt, man hat etwas z. B. kontrolliert, aber es fühlt sich nicht danach an.
Wie Alex schon schreibt: kurzfristiges Ziel ist es nicht, das Gefühl zu erlangen. Der Weg geht darüber, dass man trotz des Gefühls die Situation verlässt. Also im Endeffekt eine Konfrontationsübung (Exposition) mit der Angst macht.
Man liest oft auch vom "Unvollständigkeitsgefühl": Man merkt, man hat etwas z. B. kontrolliert, aber es fühlt sich nicht danach an.
Wie Alex schon schreibt: kurzfristiges Ziel ist es nicht, das Gefühl zu erlangen. Der Weg geht darüber, dass man trotz des Gefühls die Situation verlässt. Also im Endeffekt eine Konfrontationsübung (Exposition) mit der Angst macht.
Re: Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Nur um es wieder mal bewusster zu machen, obwohl es eh alle wissen: normalerweise wäscht man sich beide Hände gleichzeitig und nicht eine nach der anderen.
Besser verstandesgemäß handeln, wobei man sich nicht aufs eigene Gefühl verlassen kann. Ich weiß - nicht immer leicht
Besser verstandesgemäß handeln, wobei man sich nicht aufs eigene Gefühl verlassen kann. Ich weiß - nicht immer leicht
Re: Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Stimmt, ist mir gar nicht so direkt aufgefallen. Guter Hinweis.
Aber ja, ich wasch mir beide Hände gleichzeitig. Das ist aber ja auch nicht mein Zwangsthema. Ich mach dafür andere Sachen "umständlicher".
Aber ja, ich wasch mir beide Hände gleichzeitig. Das ist aber ja auch nicht mein Zwangsthema. Ich mach dafür andere Sachen "umständlicher".
Re: Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Danke für eure antworten,
ja ich mach das immer einzelnd um kontrollieren zu könn ob überall Wasser drüber läuft und ich mit dem Waschbecken nicht ausversehen in Berührung komme. Ich versuch sie manchmal bei größeren waschbecken gleichzeitig zu waschen, nur fühlt sich das dann so an als ob nicht alles weg wäre.
ja ich mach das immer einzelnd um kontrollieren zu könn ob überall Wasser drüber läuft und ich mit dem Waschbecken nicht ausversehen in Berührung komme. Ich versuch sie manchmal bei größeren waschbecken gleichzeitig zu waschen, nur fühlt sich das dann so an als ob nicht alles weg wäre.
Re: Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Danke michael_m für deinen beitrag !michael_m hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 18:33 Sehr schön beschrieben, Alex!
Man liest oft auch vom "Unvollständigkeitsgefühl": Man merkt, man hat etwas z. B. kontrolliert, aber es fühlt sich nicht danach an.
Wie Alex schon schreibt: kurzfristiges Ziel ist es nicht, das Gefühl zu erlangen. Der Weg geht darüber, dass man trotz des Gefühls die Situation verlässt. Also im Endeffekt eine Konfrontationsübung (Exposition) mit der Angst macht.
Re: Kann Wahrnehmung nicht vertrauen
Danke
Ich selbst habe mehr mit Kontrollzwängen zu tun. Hier gibt es z. B. einige Tipps, wie man sich die Zwänge (vermeintlich?) leichter machen kann. Sehr beliebt ist z. B. ein Foto vom Herd zu machen oder Checklisten für die Kontrollen zu führen.
Aber ... vielleicht mag dann die Anspannung geringer sein, aber der Zwang sucht sich oft noch einen anderen Weg und breitet sich immer mehr aus.
Man sollte aber dabei nicht unterschätzen, wie schwer (auch vermeintlich leichte) Konfrontationsübungen sein können. Je nach Dauer/Stärke der Zwänge sollte man das dann besser zusammen mit einem Therapeuten machen.
Genau dieses Gefühl, dass es sich nicht richtig sauber anfühlt, solltest du aber versuchen aufzusuchen und auszuhalten.
Ich selbst habe mehr mit Kontrollzwängen zu tun. Hier gibt es z. B. einige Tipps, wie man sich die Zwänge (vermeintlich?) leichter machen kann. Sehr beliebt ist z. B. ein Foto vom Herd zu machen oder Checklisten für die Kontrollen zu führen.
Aber ... vielleicht mag dann die Anspannung geringer sein, aber der Zwang sucht sich oft noch einen anderen Weg und breitet sich immer mehr aus.
Man sollte aber dabei nicht unterschätzen, wie schwer (auch vermeintlich leichte) Konfrontationsübungen sein können. Je nach Dauer/Stärke der Zwänge sollte man das dann besser zusammen mit einem Therapeuten machen.