Vorstellung, etwas berührt zu haben

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Teresa
Beiträge: 1
Registriert: Fr 18. Aug 2023, 16:48

Vorstellung, etwas berührt zu haben

Beitrag von Teresa »

Bei meinen Zwängen geht es aktuell besonders um Kontamination. Die Angst und der Ekel vor der Kontamination ist so groß, dass ich mich von Dingen oder Personen berührt fühle, zu denen ein großer Abstand besteht (Meter) oder es vom Winkel her gar nicht funktioniert, dass ich etwas berührt haben könnte.
Das Gefühl, Müll(eimer), Dixi-Klos, Putzmittel(flaschen) oder kontaminierte Personen oder Gegenstände berührt haben zu können, löst so unangenehme Gefühle aus, dass ich meine Kleidung wechseln muss und anschließend dusche. Das Duschen dauert ca. eine Stunde. Manchmal fühle ich mich danach wieder sauber, aber oft auch nicht. Ich fühle mich dann immer noch so kontaminiert wie zuvor. Die kontaminierte Kleidung kann ich nicht mehr anfassen, da ich sonst wieder kontaminiert bin. Es fällt mir dadurch sehr schwer die Kleidung zu waschen. Die kontaminierte Kleidung häuft sich und ich habe bald nichts mehr zum Anziehen. Der Zweifel, ob die Waschmaschine alles wirklich sauber macht, besteht auch. Daher fällt es mir auch sehr schwer, gewaschene Kleidung wieder anzuziehen.

Ich kann so nicht weiter machen. Hat jemand von euch schon ähnliche Erfahrungen gemacht und würde mit mir teilen, was euch geholfen hat oder wie ihr es aus diesen Gedanken und Gefühlen herausgeschafft habt?
TeeCoffee
Beiträge: 89
Registriert: Di 12. Jul 2022, 01:56

Re: Vorstellung, etwas berührt zu haben

Beitrag von TeeCoffee »

HI Teresa,
ja sowas ist typisch, wenn man starke Wasch- und Berührungsvermeidungszwänge hat. Als ich es sehr schlimm hatte, hatte ich auch so Impulsängste, ich könnte solche Dinge anfassen, die ich eigentlich so meide. Ganz letztendlich wird es nur durch fachgerechte Expositionen langfristig besser. Z.B. habe ich in der Therapie mehrfach und wiederholt Mülleimer von aussen angefasst und danach nicht die Hände gewaschen und sogar mit diesen Fingern gegessen und alles zu Hause, besonders die nicht waschbaren Dinge, angefasst. Zuerst hat man viel Angst, auf Dauer nimmt die Angst ab, wohl hat auch die Zeit geholfen, vielleicht ein bisschen die SSRIs. Leider ist es noch immer nicht völlig unbedeutend für mich, wenn ich an einem Mülleimer vorbeigehe, die Aufmerksamkeit ist noch irgendwie anders als z.B. bei einer Strassenlaterne. Ich kenne auch die Probleme mit vermeintlich kontaminierter Kleidung. Derzeit wasche ich mir die Hände danach evtl. ein bisschen länger als normal. (ich nehme immer mal ein Wäschedesinfektionsmittel aus dem Supermarkt sog "Hygienespüler", aber das ist wohl auch eine Zwangshandlung, weil der normale Mensch das nicht unbedingt braucht -- also eher eine Brücke, aber Therapieziel ist, sowas wegzulassen ausser jemand ist krank im Haus).
Also am besten: kompetente Expositionstherapie suchen, evtl. Medis vom Psychiater um langfristig davon wegzukommen. Sonst wird es schlimmer oder bleibt so. Von selbst geht das i.d.R. eher nicht weg, weil, indem man es immer vermeidet oder wäscht/duscht, setzt es sich im Kopf fest, dass es gefährlich sei und dass das absolut nötig sei. Falls du dich sehr eingeschränkt fühlst und dir schwer vorstellen kannst, sowas mit 1x pro Woche ambulanter Therapie zu machen, ist stationär sehr hilfreich. Dort fühlt man sich besser aufgehoben, wenn man sehr unruhig wird. Letztlich solltest du auch einen Therapeut finden, der mal mit dir zu Hause Expositionen macht -- damit du dich wagen kannst, die vermeintliche Verschmutzung überall hinzubringen.
Gruss
TeeCoffee
Beiträge: 89
Registriert: Di 12. Jul 2022, 01:56

Re: Vorstellung, etwas berührt zu haben

Beitrag von TeeCoffee »

PS: so lange du keine gute Therapie hast, solltest du wenigstens aufpassen, dass du bei einem erträglichen Kompromiss bleibst...je mehr du versuchst, alle potentielle Kontamination wegzuwaschen oder zu vermeiden, desto enger und schweiriger wird dein Leben. Und wie du schreibst: selbst beim Ausfuehren der Zwangshandlungen ist man am Ende nie ganz zufrieden, oft hoert man einfach an einer bestimmten Stelle auf als Kompromiss, weil man nicht mehr kann oder weg muss etc....je konsequenter man dem Zwang folgt, desto unmöglicher wird ein (gutes) Leben. Also versuche immerhin bestimmte Linen nicht weiter zu überschreitenalso nicht 1.5 oder dann 2 hr duschen.
Ich habe auch gehoert, kann aber keine genauen Quellen angeben, dass bei Waschzwängen ein gewisser Unterschied bestehen kann ob sie auf Infektionsängsten oder eher auf Ekel beruhen. Ich meine gelesen zu haben, dass bei Ekel der Gewöhnungseffekt länger braucht als bei Angst. Mein Zwang basiert eher auf Angst, daher kann man auch ein bisschen kognitiv arbeiten, wie (un)wahrscheinlich das Befürchtete ist --- meiner persönlichen Erfahrung kann man den Zwang aber leider nicht rein rational "wegbegründen"....also objektive Infos habe mir immer nur bis zu einem gewissen Mass geholfen.
Ich wünsche Dir alles Gute! Obwohl Waschzänge nicht exotisch sind und eher gut auch für Gesunde zu verstehen, sind ihre Dauerpraesenz im Alltag und die "Kontaminationsketten" extrem einschraenkend und eine wirklich grausame Erkrankung, deren Auswirkungen nicht-Betroffene nicht völlig verstehen können -- ich wünsche allen Gute Recovery davon!
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