Zwangshandlungen

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Vivie96
Beiträge: 12
Registriert: Do 28. Mai 2020, 03:55

Zwangshandlungen

Beitrag von Vivie96 »

Hallo ihr lieben, ich muss jetzt einfach mal einen Beitrag schreiben und hoffe , dass mich vielleicht jemand von euch beruhigen kann. Ich bin 24 Jahre alt und habe seit einigen Jahren Zwänge Bzw ist es mir aufgefallen als ich 19 war das ich ab und an Handlungen ausgeführt habe. Das ging aber von ganz alleine wieder weg. Heißt das, dass ich die Zwänge schon einmal besiegt habe ? Denn sie waren 4 Jahre komplett weg. Seit ich meinen neuen Partner kennengelernt habe ist es alles wieder schlimmer geworden. Ich muss dazu sagen, dass meiner Psyche immer schlimmer ging sobald ich in ner Beziehung war . Die sollten am liebsten 24/7 bei mir sein und nix mit Freunden machen, denk immer das sie mir fremd gehen etc. hab also auch Verlustängste . Vielleicht kommen die Zwänge daher ? In mein Single leben ging es mir immer richtig gut eig . Mal zu meinen momentanen Zwängen ich habe einen Zählzwang also muss immer meine Handlungen zählen muss zb immer ne bestimmte Anzahl mit dem Fuß über den Boden streichen bis ich mich ins Bett lege oder mit dem Fuß streichen wenn ich in andere Räume gehe... außerdem muss ich eig alles was ich in die Hand nehme ne bestimmte Anzahl wieder hinstellen und zurück in die Hand nehmen bis es sich gut anfühlt. Hab auch so ein Problem mit lesen und schreiben schwer zu erklären aber ein Text zu verfassen fällt mir schwer . Bis es sich richtig anfühlt . Und momentan ist das schlimmste das ich Beiträge von anderen lese die kurz davor waren sich was anzutun usw davor hab ich die meiste Angst ich lebe den ganzen Tag unter Druck weil ich Angst habe wenn ich die Zwänge nicht ausübe durchzudrehen oder mir was anzutun oder so obwohl ich das garnicht will. Deshalb die Riesen Angst. Ich steh total neben mir. Gehts noch jemanden so ? Würde mich freuen auszutauschen und vielleicht ein Mittel gegen diesen blöden Druck zu finden . Will mich wieder um meinen Sohn kümmern können ohne Druck . Lg vivien
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André
Beiträge: 29
Registriert: Fr 15. Mai 2020, 21:21
Wohnort: Elmshorn

Re: Zwangshandlungen

Beitrag von André »

Hallo Vivie96,

ich leide unter Zwänge seit 26 Jahre. Ich habe viele Therapien hinter mir und habe auch viele glückliche Zeiten gehabt fast ohne Zwänge. Hauptsächlich leide ich unter einen Waschzwang, der sich in schlechten Zeiten mit einem Zählzwang zusammentut. Das bedeutet ich muss immer mindestens 3-mal meine Hände waschen, manchmal auch 9-mal, früher ging es sogar bis auf 81-mal herauf. Der Zählzwang verursacht bei mir auch Rituale, die mit Angst zu tun haben. Wenn ich zum Beispiel hinter den Vorhang nachsehe, ob dahinter etwas ist, muss ich diese Handlung auch mindestens 3-mal durchführen. Wenn eine Person im Gespräch etwas Nettes zu mir sagt, zähle ich, wie oft die Person es macht. Wenn eine gewisse Zahl überschritten wird, denke ich, immer die Person will mich hinters Licht führen. Zwangsgedanken sind viel später dazugekommen und die "Zwangsdepression" kam leider auch noch dazu. Ich habe dadurch sehr früh den Wunsch gehabt nicht mehr zu leben, aber ich kann mich nicht selbst töten, in guten Zeiten bin ich auch sehr froh darüber. Ich liebe die Demut und möchte andere Lebewesen nicht verletzten. Mir hilft deswegen immer der Gedanke, dass unser Körper aus vielen einzelnen Lebewesen besteht (Zellen), außerdem leben noch viele andere nützliche Wesen wie die Darmbakterien in uns. Ich würde sie alle zum Sterben verurteilen und das hält mich am Leben. Damals konnte ich sehr viel lesen, heute habe ich damit ein Problem. Manchmal gelingt es mir, noch ein Buch an einem Stück durchzulesen und alles zu verstehen. Aber dann kommt ein bestimmter Tag, ab diesem verstehe ich den Text nicht mehr. Ich versuche zwar am gleichen Tag, immer wieder die Seite des Buches zu lesen, aber es geht nicht mehr. Danach bin ich enttäuscht und höre auf zu lesen. Ich probiere jeden neuen Tag wieder anzufangen. Ich weiß, dass irgendwann es wieder funktioniert, es kann aber manchmal ein bis vier Wochen dauern. Wenn ich nicht mehr lesen kann, kann meistens ein anderes Hobby von mir es ersetzen. Wenn es mir ganz schlecht geht, benutze ich meine "Freundin" die Monotonie. Ich höre dann immer das gleiche Lied, dadurch kommen alle Gefühle aus dem Inneren hoch. Ich fange an lange und intensive zu weinen, dadurch wird meine Seele vom Schmerz befreit und ich habe für etwas längere Zeit keine negativen oder positiven Gedanken mehr, ich bin also in dieser Zeit gedankenfrei.

Mit freundlichen Grüßen


André
vimi
Beiträge: 24
Registriert: Mi 8. Apr 2020, 22:02

Re: Zwangshandlungen

Beitrag von vimi »

Hallo Vivie96,

hast du schon mal dran gedacht, dir mit den Zwangshandlungen Hilfe zu holen. Zwänge lassen sich in ganz vielen Fällen mit Verhaltenstherapie kombiniert mit evtl Medikamenten gut mindern oder sogar heilen.
Habe an anderer Stelle in diesem Forum schon meine langjährigen Erfahrungen mit Zwängen dargelegt. Suche einfach nach "vimi", dann findest du diese. Ich möchte diese hier nicht wiederholen.
Personen mit Zwangsstörungen - die noch wenig Hilfe und Gespräche gesucht haben - halten sich manchmal für verrückt. Das führt zu einem tabuhaftem Verhalten mit den Zwängen. M.E. ist die Überwindung dieser tabubehafteten Denke eine grosser Schritt. Er ist notwendig und befreit von viel unnötigem Stress, der ja diese Störung triggert.
Viele Infos findest du unter den Internet-Beiträgen der "Deutsche Gesellschaft für Zwangserkrankungen".

Dort findest du auch gute Literaturhinweise zum Reinfinden ...

Grüße
vimi
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